Humberghaus
Über 100 Jahre war das Haus im
Besitz von jüdischen Familien. Zuletzt nutzte die jüdische Familie Humberg
das Haus bis 1941. Sie lebte vom Viehhandel und war im Dorf sehr angesehen. Doch als die
Nationalsozialisten an die Macht kamen, wurde diese
Familie - ebenso wie alle Juden in Deutschland - immer stärker isoliert wurde.
1937 starb die alte Frau Humberg. Weil
die Dingdener Juden nicht in Dingden beerdigt wurden, ging der Trauerzug zum
jüdischen Friedhof nach Bocholt. Nur noch wenige Dingdener wagten es, an der
Beerdigung teilzunehmen. Die Trauergemeinde wurde auch von der Gestapo
fotografiert.
Als während der so genannten "Reichskristallnacht"
die Nazis in das Wohnhaus der Humbergs eindrangen und die Familie
drangsalierte, fanden diese auch viele Beileidsschreiben
von Dingdenern, darunter
auch den Brief eines Dingdener Lehrers. Weil er es gewagt hatte, als Beamter einer
jüdischen Familie seine Anteilnahme auszudrücken, wurde er daraufhin nach
Recklinghausen strafversetzt. Zuletzt lebte nur
Leopold Humberg im Wohnhaus seiner Familie. Er musste Dingden 1941 verlassen
und zu seiner Schwester nach Velen ziehen. Von dort wurde er nach
Theresienstadt deportiert, wo er starb.
Pfarrkirche St. Pankratius
Der hl. Liudger, erster Bischof von Münster (805 - 809), soll die Pfarre St.
Georg in Bocholt gegründet haben. Nach neueren Forschungen ist aber
wahrscheinlicher, dass der Bischof von Utrecht Gründer dieser Urpfarre ist.
Zu dieser Pfarre gehörten auch alle umliegenden Orte. St. Georg Bocholt ist
somit die Mutterkirche für Dingden. St. Pankratius selbst ist aber
Mutterkirche von Ringenberg. Die Dingdener Kirche ist wahrscheinlich nach
dem 10. Jahrhundert gebaut worden. Die Reliquien des heiligen Pankratius
sind 985 nach Gent in Flandern gekommen. Danach wurde dieser Heilige als
Kirchenpatron erst bekannt.
Der Turm der Pfarrkirche,
das Wahrzeichen Dingdens, wurde am Ende des
12. Jahrhunderts als Wehrturm erbaut. Sein Baustil ist romanisch. Die
Verwendung von Rundbögen ist für diesen Baustil typisch. Die Grundfläche des
Turms ist ein Quadrat von 8,21 m Seitenlänge, seine Höhe 43,32 m gemessen
zwischen den trigonometrischen Punkten Mauerbolzen, 24,40 m über NN, und
Turmkugel, 67,72 m über NN. Die Mauerstärke beträgt unten 1,80 m und oben
1,00 m. Als Material wurde Tuffstein verwandt. Gesimsbänder aus Sandstein
trennen die unterschiedlich hohen Geschosse. Die unteren Stockwerke sind
durch Blendbögen aufgelockert. Im vierten Geschoss sind auf jeder Turmseite
drei spitzbogige Schallöffnungen, die durch Sandsteinsäulchen unterteilt
sind. In diesem Stockwerk befinden sich vier Glocken. Die Jesus-Maria-Glocke
stammt aus dem Jahre 1649. Sie war die einzige Glocke, die im 2. Weltkrieg
nicht eingeschmolzen wurde. Die drei anderen wurden also erst nach dem Krieg
gegossen. An der Nord- und Südseite zeigt die Kirchenuhr die Zeit an.
Der Kirchturm wird durch einen achtseitigen Helm, der mit Schiefer bedeckt
ist, abgeschlossen. Der Helm war früher niedriger. Der Turm diente der
Bevölkerung in Kriegszeiten als Zufluchtsstätte und Lagerraum. In den Jahren
1489, 1637 und 1850 wurde der Helm durch Blitzschläge vernichtet. 1945 wurde
das Kirchenschiff durch Bomben zerstört, nur der Turm blieb stehen. 1950
konnte bereits die neue Kirche eingeweiht werden.
Haus Weißes Pferd
Dieses Haus wird erstmalig 1657 in einer Urkunde erwähnt und "Weißes
Pferd" genannt. Zu dieser Zeit ist es eine Gaststätte. Lange ist das Haus
im Besitz der angesehenen und reichen Familie Nienhaus. Hier fanden auch
die Sitzungen des Armenvorstandes statt. 1729 wird Heinrich Nienhaus als
Armenprovisor genannt.
1829 wird das Haus abgebrochen. Im Jahr darauf erfolgte
der Wiederaufbau. Mehrmals wechselte der Besitzer.
1897 kaufte der neugegründete Dingdener
Wohltätigkeitsverein unter dem Vorsitzenden Pfarrer Bernhard Nienhaus die
geräumige Gaststätte. Man richtete zwei große Krankenzimmer ein und nannte
das Haus jetzt St.-Josef-Krankenhaus. Schon vor der Fertigstellung des
Hauses im Jahre 1899 kamen drei Ordensschwestern, Franziskanerinnen aus
St. Mauritz in Münster, die die Krankenpflege übernahmen.
In den Jahren
1911, 1913 und 1933 wurde das Krankenhaus bis auf 40 Betten erweitert.
In den Kriegsjahren 1939 bis 1945 wurde es auch
zeitweise als Lazarett genutzt. Obwohl das Haus durch ein rotes Kreuz auf
dem Dach gekennzeichnet war, wurde es durch Bomber angegriffen und schwer
beschädigt. 1957 entstand ein neuer Bettentrakt. Die Bevölkerung
unterstützte die Baumaßnahmen: Die Bauern spendeten Teile des Milchgeldes,
andere feste Sätze ihrer Gehälter.
1967 wurde der gesamte Ambulanz- und Operationsbereich
neu eingerichtet. In den Jahren 1982 bis 1984 musste das Krankenhaus in
ein Altenpflegeheim umgewandelt werden.
Kaisers Weinstube
Am Ende der Thingstraße liegt eine alte Klosterschenke. Dieses
Haus wird 1513 erstmalig urkundlich erwähnt und im Zusammenhang mit dem
Kloster Marienvrede genannt. Die Patres des Klosters, die auch
seelsorgerisch in der Gemeinde Dingden tätig waren, nutzten das Haus als
Absteigequartier. Die Gaststätte wurde "Klosterschenke" aber auch "Kaisers
Weinstube" genannt.
In diesem Haus erfolgten allerdings auch die Zahlungen
derjenigen, die Abgaben in Form von Geld oder Naturalien an das Kloster
entrichten mussten. Andererseits erhielten hier auch die Armen des Dorfes
milde Gaben aus dem Kloster.
Nach der Säkularisation wurde das Haus zunächst noch
als Gastwirtschaft weitergeführt. 1795 wird es als neues Haus bezeichnet. Es wechselte dann mehrfach den Besitzer.
1898 kaufte es der Küster Friedrich Kösters. Hier wohnten für Dingden wichtige Personen: Die Mutter
des bedeutenden Dingdener Bürgermeisters Johannes Franziskus Hoffmann und
der Dechant und Chronist Paßmann.
Noch immer erzählen sich die Dingdener, dass es
zwischen der Klosterschenke und dem Kloster Marienvrede eine unterirdische
Verbindung gegeben habe. Bei Kanalarbeiten im November 1973 legten
Arbeiter einer Tiefbaufirma beim Ausschachten im Kreuzungsbereich Hohe
Straße/Marienvreder Straße 12,00 m eines voll ausgemauerten Ganges frei.
"Ein stabil gemauertes Tonnengewölbe", wie es der Bauführer der
Tiefbaufirma beschrieb. Die Sohle lag bei 2,50 m und die lichte Höhe
betrug 1,70 m; breit war der Gang rund 0,80 m. Dass der gemauerte Gang im
Bereich der nahen Kirche seinen Ursprung hat, war unschwer festzustellen.
Vom Tunnel zweigten mehrere Querverbindungen ab. Vielleicht wurde davon
auch das Herrschaftshaus "Weißes Pferd" berührt.
Sicher werden über den Zweck und den Verlauf des gemauerten Ganges noch
viele Mutmaßungen angestellt werden. Gegeben hat es ihn, das steht fest.
Im Zuge von Umbauarbeiten wurde
das Haus 2008 abgebrochen und in gleicher Form 2009 neu erbaut.
Haus Münder
1648 war die Familie Münder Eigentümer des
Hauses und ein "Dietrich" dieses Namens Gerichtsschöffe. Mehrere Generationen
blieb das Haus im Besitz dieser Familie, bis 1735 die Familie Bengeforth das
Anwesen erwarb.
Das jetzige Haus erbaute die Familie Bengforth
1767. Bengeforth war Gastwirt und hatte eine „Brauerei in der Scheuer“. Von
hier wurde das Bier in den Jahren 1791, 1798 und 1808 an die alten Dingdener
Schützen geliefert.
Nach dem Tod von J. W. Bengeforth wechselten
die Besitzer recht häufig. Es folgten: Joan Terwegen, Johann Hermann Kösters,
Franz Schmeinck, Bernhard Ketteler, Wilhelm Brauer. 1882 kaufte Hermann Küpper
das Haus. Er führte den Betrieb der Schenkwirtschaft
fort. Bis heute ist das Haus in vierter
Generation im Familienbesitz und beherbergt den Altdeutschen Gasthof Küpper.
Kommandanten-Haus
Petrus Hoffmann und seine Ehefrau Hendrine erbauten 1755
dieses Haus. Hoffmann war Kaufhändler, Armenprovisor und Schöffe.
Sein Enkel Peter Anton Hoffmann richtete hier 1831 die erste
Briefsammelstelle Dingdens ein. Familie Hoffmann war in Dingden sehr
einflussreich. Peter Anton Hoffmann war Schenkwirt, Kaufmann, Schöffe,
Geldverleiher, bestellter Deputierter bei der Markenteilung im Markenstreit
Dingden-Brünen und von 1813 bis 1815 Kommandant des Landsturms in den
Befreiungskriegen gegen Napoleon. Dieser Titel gab dem Haus seinen Namen.
War das Haus bis dahin im Familienbesitz, wechselten danach
häufig die Eigentümer (1843, 1851, 1853, 1885, 1891, 1904, 1927, 1934). Der
jetzige Eigentümer ist seit 2001 die Familie Hülsken.
Knabenschule
Die erste Dorfschule Dingdens wurde 1786 westlich neben der
Kirche erbaut. Joseph Kösters war der erste Lehrer an dieser Schule. Durch die
Einführung der Schulpflicht 1822 besuchten 210 Kinder hier den Unterricht.
Bereits 1828 wurde die erweitert. Ein Jahr später erfolgte die Trennung der
Geschlechter. Ab 1867 war sie reine Knabenschule. Mehrfach wurde das Gebäude
erweitert.
1926 wurde die Schule zum Amtshaus der Gemeinde, da an der
Weberstraße die neue Dorfschule eröffnet wurde.
1954 kaufte die katholische Kirchengemeinde das Haus und
baute es zu einem Jugendheim um. Nach der Auflösung der Hausmeisterwohnung und
der Auslagerung der Pfarrbücherei erfolgte 1987 der Umbau zum heutigen
Pfarrheim der katholischen Kirchengemeinde.
Mädchenschule
Die Mädchenschule wurde 1867 für 1.638 Taler an der heutigen
Marienvreder Straße erbaut. In der Mitte des Hauses befand sich das große
Schulzimmer für die Mädchen, links und rechts davon je eine Lehrerinnenwohnung.
Die erste Schulleiterin in diesem Gebäude war Anna Wegmann, die zeitweise bis zu
190 Mädchen unterrichtete.
1926 wurde die Mädchenschule zu Privatwohnungen umgebaut. In
der neuen Dorfschule an der Weberstraße wurden Jungen und Mädchen gemeinsam
unterrichtet.
Durch Kriegseinwirkungen wurde der westliche Teil des Hauses
zerstört. Der Wiederaufbau war an der neuen Verklinkerung gut zu erkennen. 2002
wurde das Gebäude von der Pfarrgemeinde St. Pankratius Dingden erworben. Drei
Jahre später wurde es – bedingt durch den Umbau und die Erweiterung des
Altenheims – abgebrochen. Nach Fertigstellung des Erweiterungsbaus ist heute die
Grundfläche
der alten Mädchenschule am fehlenden Pflaster des neuen Vorplatzes sichtbar.